12.10.2020
Die Rheinpfalz

Neustadt: Gütertransport der Firma Glatz: Ein bundesweit beachtetes Projekt

Erst Schiene, dann Lkw, dann wieder Schiene:
Wie es der Gleisanschluss der Firma Glatz Feinpapiere in eine Broschüre der „Allianz pro Schiene“ gebracht hat – auch mit Unterstützung des Kuckucksbähnels.
von Werner Schreiner

Erst Schiene, dann Lkw, dann wieder Schiene: In Sachen Güterverkehr hatte es die Firma Glatz Feinpapiere mit ihrem Gleisanschluss am Hauptwerk in Neidenfels in den vergangenen Jahrzehnten nicht immer leicht. Das lag vor allem an der Deutschen Bundesbahn und dann der Bahn AG, genau gesagt: an deren Sparkurs. Gleisanschlüsse wurden abgebaut und Linien eingestellt, weil das helfen sollte, die Güterverkehrssparte der Bahn zu sanieren.

Zunächst aber konnten das heutige Kuckucksbähnel, einst für den Holz- und Industrietransport im Elmsteiner Tal erbaut, und das Unternehmen Glatz voneinander profitieren. Als die Museumsbahn 1984 in Betrieb ging, war in Frankeneck noch das Werk der Firma Glatz an diese Linie angeschlossen. Weil das Bähnel zunächst eine „Vorspannlok“ brauchte, konnte die Firma aushelfen: Am Wochenende durften die Museumseisenbahner sie im Gleisanschluss von Glatz abstellen.

Zellstoff als Hauptfracht

Unter der Woche erhielt die Firma selbst noch einige Güterwagen, musste dann aber ganz auf Lkw umstellen. Jetzt rollten unterschiedliche Zellstoffe aus Kanada, Schweden oder Südamerika auf Rädern statt über die Schiene an. Über die Häfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam, aber auch über Hamburg, Bremen, Lübeck und Brake wurden das Rohmaterial nach Deutschland eingeführt.

Glatz recherchierte aber, wie die Stoffe möglichst umweltfreundlich nach Frankeneck gebracht werden konnten – und dabei fiel wieder der ehemalige Gleisanschluss ins Auge. Bevor der Bahntransport neu starten konnte, investierte das Unternehmen in Rampen, eine Brücke über den Speyerbach, ein Anschlussgleis und eine Weiche. Zudem mussten neue Richtlinien für das Wasser- und Baurecht berücksichtigt werden.

Auf Bähnel-Gleisen

Gut zehn Jahre ist es her, dass der Schienentransport wieder aufgenommen wurde – als Eisenbahnunternehmen fungiert DB Schenker Rail. Die gemeinsame Geschichte von Glatz und Kuckucksbähnel fand damit auch eine Neuauflage: Wenn die Waggons bereitgestellt werden, werden auch ein paar Meter der Museumsbahn genutzt. Eine Reminiszenz an die Bahngeschichte und den Umweltschutz.

Mit der reaktivierten Schiene hat Glatz jährlich 10.000 Tonnen Fracht von der Schiene aufs Gleis verlagert. Da wundert es nicht, dass das Projekt im Elmsteiner Tal bundesweit als Vorbild dient. Zum Beispiel dann, wenn die Initiative „Allianz Pro Schiene“ in ihrer jüngsten Broschüre unter dem Thema „Die Bahn bringt’s: 20 kluge Verlagerungsbeispiele vom Lkw auf die Schiene“ direkt in die Pfalz blickt.


„Allianz Pro Schiene“
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