10.07.2020
Pfälzischer Merkur

Bund gibt grünes Licht und erhöht Fördersumme für S-Bahnverlängerung Homburg-Zweibrücken
Durchbruch für Bahn-Reaktivierung

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Zweibrücken/Mainz/Saarbrücken Der Bund hat die Entwurfsplanung für die Verlängerung der S-Bahnstrecke von Homburg nach Zweibrücken gebilligt – und zahlt für die Reaktivierung mehr als erwartet. Jetzt beginnt das Planfeststellungsverfahren. Wird dieses nicht durch Klagen verzögert, können die Züge ab 2025 rollen.
Von Lutz Fröhlich, Redakteur

„Bahnlinie Homburg-Zweibrücken kommt und wird günstiger für die Länder“ – unter dieser Überschrift haben die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland am Freitag einen insbesondere in Zweibrücken lang ersehnten Durchbruch im Bemühen um eine Reaktivierung der 1989 stillgelegten Bahnstrecke in die Nachbarstadt Homburg verkündet.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und die Verkehrsminister aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz, Anke Rehlinger (SPD) und Volker Wissing FDP) informieren in der gemeinsamen Presseerklärung: „Die Streckenreaktivierung Homburg-Zweibrücken hat eine wichtige Hürde genommen: Die Entwurfsplanung ist abgeschlossen – und das Bundesverkehrsministerium war damit so zufrieden, dass es „grünes Licht für die Weiterführung des Projektes gegeben“ hat.

Damit könne nun das Planfeststellungsverfahren vorbereitet und eingeleitet werden. „Und für die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland gibt es eine weitere gute Nachricht: Weil die Bundesregierung die Förderquoten erhöht hat, müssen die Länder weniger zahlen“, freuen sich Dreyer, Wissing und Rehlinger gemeinsam: „Das ist ein toller Fortschritt für die Region und ein entscheidender Schritt zur Realisierung dieses Infrastrukturprojekts.“

„Die S-Bahnstrecke Homburg-Zweibrücken ist ein wichtiges Infrastrukturprojekt und ein weiterer Meilenstein beim Ausbau des ÖPNV in Rheinland-Pfalz“, betont Ministerpräsidentin Dreyer. Ihr Wirtschafts- und Verkehrsminister Wissing sagt; „Ich habe mich persönlich für die S-Bahn stark gemacht. Die Bahnstrecke wird ein weiterer wichtiger Baustein für einen getakteten, engmaschigen ÖPNV im ganzen Land.“

Eine zusätzliche Unterstützung erfährt die Reaktivierung der Bahnstrecke durch eine Novelle des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes, erläutert Wissing: „Diese ermöglicht, dass die Reaktivierung mit bis zu 90 Prozent statt wie bisher mit 60 Prozent vom Bund gefördert werden kann. Damit sinken die Kosten für die beiden Bundesländer. Für Rheinland-Pfalz bedeute dies eine Ersparnis von rund fünf Millionen Euro im Vergleich zu den bisher geplanten acht Millionen Euro Eigenanteil.

Auch im Saarland – das noch vor einigen Jahren die pfälzischen Reaktivierungs-Bemühungen aus Kostengründen ziemlich zurückhaltend begleitet hatte – begrüßt man die Fortschritte nun mit klaren Worten. Wirtschafts- und Verkehrsministerin Rehlinger, die auch stellvertretende Ministerpräsidentin ist, unterstreicht: „Wir reden nicht nur von einer Verkehrswende, sondern bringen sie auch auf die Schiene. Das Projekt ist auch ein gutes Beispiel für die nachbarschaftliche Zusammenarbeit unserer Bundesländer, aber auch den festen Willen des Bundes, kräftig in Infrastruktur zu investieren.“ Das Saarland muss für die Reaktivierung nur noch rund zwei Millionen Euro statt ursprünglich geplanter 4,7 Millionen Euro aufbringen.

Wissing und Rehlinger haben der DB-Netz AG mitgeteilt, dass die Bearbeitung der Planfeststellungsunterlagen nun starten kann. Über den exakten Tag entscheide die Deutsche Bahn, teilte das Mainzer Verkehrsministerium auf Nachfrage mit.

Wie sieht der weitere Zeitplan bis zur Fertigstellung der Strecke aus? Ministeriums-Sprecherin Susanne Keeding antwortet auf diese Merkur-Nachfrage: „Für die Durchführung des Planfeststellungsverfahrens sind nach den Erfahrungen bei vergleichbaren Projekten rund zweieinhalb Jahre vorgesehen. Einwendungen Betroffener und eventuelle Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss könnten das Planfeststellungsverfahren verlängern. Nach dem dann notwendigen Abschluss eines Realisierungs- und Finanzierungsvertrags mit allen Beteiligten wäre ein Baubeginn in 2023 möglich, so es denn keine Klagen und Gerichtsverfahren geben sollte. Bei einer geschätzten Bauzeit von rund zwei Jahren könnte damit eine Inbetriebnahme in 2025 erfolgen.“ Dies war auch der zuletzt genannte Zeitpunkt.

Die Eisenbahnstrecke Homburg - Zweibrücken wird insgesamt 11,2 Kilometer lang. Zu reaktivieren sind dafür 7,5 Streckenkilometer im Abschnitt Einöd. Die derzeit geschätzten Gesamtkosten für die Reaktivierung liegen bei 31 Millionen Euro (Preisstand 2019), so Keeding. Die S-Bahn fährt bis in den Rhein-Neckar-Raum.


1982 wurde noch gefeiert – das 125-jährige Bestehen der Bahnstrecke Zweibrücken-Homburg, die dann sieben Jahre später stillgelegt wurde. 2025 könnte wieder gefeiert werden – die Reaktivierung der Strecke. Foto: Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um ZW