05.04.2020
Saarbrücker Zeitung

Bahnlog schützt Unken und Osterhasen

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Firma Bahnlog gewann den renommierten Bundes-Innovationspreis und kann die 25000 Euro Preisgeld nun der Natur zurückgeben.
Von Christine Maack

Das Bundesumweltministerium und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) haben vor einer Woche den deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) verliehen. Prämiert wurden herausragende Umweltinnovationen von sieben Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Einer der sieben Preisträger ist die Firma Bahnlog in Altstadt am Gleisbauhof, sie steht für die Kategorie „Innovation und biologische Vielfalt“. Die Jury fand ihre „integrierten Maßnahmen zum Biotop- und Artenschutz in den alltäglichen Abläufen der Firma“ preiswürdig. Das Unternehmen Bahnlog zeige, „welches Potenzial ein Firmengelände für die Unterstützung der lokalen Artenvielfalt bieten kann“. Der IKU ist eine renommierte Auszeichnung, die in diesem Jahr zum siebten Mal gemeinsam von BMU und BDI vergeben wurde. Eine hochrangig besetzte Jury unter dem Vorsitz von Professor Ottmar Edenhofer, Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, hat die Preisträger in sechs Wettbewerbskategorien ausgewählt. Grundlage der Jury-Entscheidung war die wissenschaftliche Bewertung durch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Der IKU wird aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert. Das Preisgeld beträgt für jeden Preisträger 25 000 Euro. Die für Ende März in Berlin geplante feierliche Preisverleihung wurde leider wegen Corona abgesagt. Die Reden von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, dem stellvertretenden BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch und dem Jurymitglied Nico Peterschmidt zur Ehrung der Preisträger stehen als Video zur Verfügung.

Vor vier Jahren hatte Bahnlog bereits einen Preis für ein naturnahes Industriegelände bekommen. Die Chancen für diesen erneuten Preis standen gut. Und es hat am Ende ja auch geklappt. 132 Unternehmen, acht Forschungseinrichtungen und eine Behörde hatten sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen um die Preise beworben; 22 von ihnen – darunter auch die Photovoltaik-Produktion der Firma Next2Sun aus Merzig –, hatten es in die Endrunde geschafft. Sieben standen am Ende auf dem Treppchen, nur virtuell natürlich. Was schade war, denn viele, die an dem Erfolg mitgearbeitet hatten, hatten sich schon auf die Fahrt nach Berlin gefreut. Aber was wurde nicht alles abgesagt in den vergangenen Wochen!

Darunter wäre auch Freilandforscher Christoph Bernd gewesen. Seit elf Jahren beschäftigt er sich im Auftrag der Firma Bahnlog mit Artenschutz und „Hilfsmaßnahmen zur Wiederbesiedelung von bedrohten Arten“ – das heißt, er will vor allem Vögel und Amphibien wieder heimisch machen. In alten Stollen hängte er Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse auf, aus alten Lagerhallen, in denen einst die DB ihre Gasflaschen untergebracht hatte, baute er riesige Volieren für die Steinkäuze, die im Mai auf dem Gelände in Nistkästen geschlüpft sind.

Bereits im September 2014 wurden die ersten Steinkauz-Nachzuchten aus dem Greifvogel-Zoo am Potzberg auf dem Gelände des Gleisbauhofes mit behördlicher Genehmigung ausgewildert. Seitdem hat sich ein kleiner Bestand auf dem Gelände etabliert. Das erkennt der erfahrene Artenschützer Bernd zum Beispiel an frischen Ausscheidungen in der Nähe der Nistkästen.

Bahnlog gehört zum Netzwerk „Biodiversity in good company“. Zu diesem Verbund haben sich Unternehmen zahlreicher Branchen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität zu engagieren. Mit dabei sind zum Beispiel Firmen wie Ritter Sport, Faber-Castell, Hipp, Milupa, Rewe oder Tchibo. Nicht alle haben, wie Bahnlog, ein Gelände zur Verfügung, auf dem sie die guten Absichten gleich in die Tat umsetzen können. Michael Fries, der Geschäftsführer von Bahnlog, wollte von Anfang an das Gelände nicht nur für Recycling und Logistik nutzen, sondern parallel dazu die Natur weiterentwickeln.

Es gebe, so Naturlandforscher Bernd, „hier die seltene Möglichkeit, einerseits ein ehemaliges Industriegelände mit Tierarten zu besiedeln, die man heute als Industriefolger bezeichnet als auch bedrohte Arten wie den Steinkauz neu anzusiedeln“. Vorbild sei dabei auch die Halde Haniel bei Bottrop, auf der neben unterschiedlichen Hautflüglern auch Turmfalken, Erdkröten, Zauneidechsen und Wildkaninchen leben. Einige der dort anzutreffenden Tierarten sind in Nordrhein-Westfalen mittlerweile in ihren Beständen gefährdet und finden wenigstens auf dem ehemaligen Industrie-Gelände gute Lebensbedingungen vor.

Christoph Bernd, der im Auftrag von Bahnlog-Geschäftsführer Jörg Michael Fries sein Artenschutzprojekt verwirklichen kann, ist von dem Gelände sehr angetan: „Ich finde hier Bedingungen vor, die einmalig sind im Saarland. Viele seltene Arten siedeln hier, weil es industrielle Tätigkeiten gibt, die für offene und geschützte Stellen sorgen, die für diese Tiere zum Überleben notwendig sind.“


www.bahnlog.com

Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU)