24.01.2020
Die Rheinpfalz


Taktzüge nach Frankreich kommen näher

Der regionale Bahnverkehr zwischen Deutschland und Frankreich soll ab Ende 2024 deutlich verbessert werden. Gebraucht werden dafür Fahrzeuge, die in beiden Ländern fahren können. Eine Vereinbarung darüber soll heute von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Vertretern aus den Partnerländern unterzeichnet werden – in symbolträchtigem Ambiente im Pfälzerwald.
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Der regionale Bahnverkehr zwischen Deutschland und Frankreich lässt gegenwärtig viele Wünsche offen. Seit längerer Zeit hat es keine größeren Fortschritte mehr gegeben, sondern zum Teil sogar Rückschläge durch den Wegfall früherer Direktverbindungen. Wichtigster Grund dafür ist das Fehlen eines geeigneten Fahrzeugs, das mit der Leit- und Sicherungstechnik für den Einsatz in beiden Ländern ausgerüstet ist.

Diese Anforderung erfüllen bisher nur die Triebwagen der französischen Baureihe X 73.900, die in Deutschland den Spitznamen „Blauwal“ haben. Angesichts gestiegener Fahrgastzahlen vor allem im Verkehr nach Straßburg sind sie inzwischen zu klein.

Paket von sieben Linien Die Kosten für die Entwicklung eines neuen grenzüberschreitenden Fahrzeugs waren jahrelang eine schwer zu überwindende Hürde. Gelöst wurde dieses Problem nun dadurch, dass ein Paket von sieben Linien zwischen Deutschland und Frankreich geschnürt worden ist und es dadurch möglich wurde, die Entwicklungskosten für den Prototyp des Fahrzeugs auf mehrere Schultern zu verteilen. Vorgesehen sind 30 Serienfahrzeuge, die auf dem Alstom-Triebwagen Coradia Continental (in Frankreich Régiolis genannt) basieren. Beteiligt an dem Projekt sind die französische Region Grand Est (in der die Regionen Elsass und Lothringen aufgegangen sind) sowie die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und das Saarland. Geplant ist der Einsatz der neuen Triebwagen auf den Linien von Trier über Perl nach Metz, von Saarbrücken nach Metz, von Saarbrücken über Saargemünd nach Straßburg, von Straßburg über Weißenburg und Landau nach Neustadt, von Straßburg über Lauterburg nach Wörth und weiter nach Karlsruhe, von Straßburg nach Offenburg und von Mulhouse nach Müllheim an der Strecke Freiburg–Basel.

Taktverkehr auf allen Linien Von Trier nach Metz und von Saarbrücken nach Straßburg ist ein Zwei-Stunden-Takt vorgesehen, zwischen Straßburg und Offenburg ein Halbstundentakt, auf den übrigen Linien ein Stundentakt. Stündlich sollen die Züge auch von Straßburg über Lauterburg nach Wörth fahren und, soweit es die Infrastruktur zulässt, von dort weiter nach Karlsruhe. Hinzu kommen könnte später noch die derzeit westlich von Breisach unterbrochene Strecke von Freiburg über Breisach nach Colmar. Für das komplexe Projekt sind eine Fülle von Einzelvereinbarungen erforderlich, die teilweise bereits geschlossen wurden. Eine weitere dieser Vereinbarungen, die unter anderem dem Ziel dient, EU-Fördermittel aus dem Interreg-Programm zu bekommen, soll heute von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Vertretern aus der französischen Region Grand Est sowie aus Baden-Württemberg und dem Saarland unterzeichnet werden.

Ausgewählt wurde für diese Vertragsunterzeichnung ein symbolträchtiger Ort in der Pfalz: die Villa Denis bei Frankenstein im Pfälzerwald. Errichtet wurde sie von dem Pfälzer Eisenbahnpionier Paul Camille Denis, einem gebürtigen Franzosen, der nicht nur die erste Eisenbahn in der Pfalz baute, sondern auch die erste zwischen Pfalz und Elsass über Weißenburg, die nun Teil des Sieben-Linien-Pakets ist. Begraben ist Paul Camille Denis auf dem Straßburger Helenenfriedhof.