28.11.2012      
Die Rheinpfalz    

„Der Lückenschluss wird kommen!“

S-Bahn-Befürworter machen im Herzogssaal mobil

Sie lassen einfach nicht locker, die Anhänger der S-Bahn-Verbindung zwischen Zweibrücken und Homburg. Gestern Abend holten sie sich den Verkehrswissenschaftler Professor Heiner Monheim als Verstärkung in die Herzogstadt. Und rund 80 Besucher hielten fast einen kleinen Kriegsrat, um dem Projekt endlich Beine zu machen.„Die S-Bahn wird kommen, da können Sie ganz sicher sein!“ Mit dieser Ermutigung gab Monheim gleichsam die Leitmelodie des Abends vor. „Alle vernünftigen Gründe sprechen für den Lückenschluss. Und nicht nur Zweibrücken würde enorm davon profitieren, sondern die gesamte Region.“Warum die Züge dennoch bis heute nicht rollen, dafür hat der Verkehrswissenschaftler gleich zwei Erklärungen: „Da ist einmal diese Landesgrenze. Sie spielt im Leben der Menschen keine Rolle, wohl aber in den Köpfen der Politiker. Die denken an ihre jeweiligen Wähler, nicht an den gemeinsamen Nutzen eines Projekts.“

Der zweite Grund, warum rund fünf Kilometer Bahngleise bis heute ein unüberwindbares Hindernis zu sein scheinen: „Es klingt zynisch, aber das Projekt ist zu klein. Wenn an der nötigen Bausumme eine oder zwei Nullen mehr wären, könnten sich die Politiker damit schmücken – siehe Stuttgart 21.“

Dennoch hält es Monheim für „geradezu grotesk, dass ein so sinnvolles und bezahlbares Projekt durch Kirchturm-Denken blockiert wird“. Er fordert die Gäste die Zuhörer auf, noch entschlossener ihre Stimme zu erheben: „Geben Sie keine Ruhe, nutzen Sie jede Gelegenheit zum Einfluss auf die Politik!“

Genau das tun viele Teilnehmer der Veranstaltung schon lange, sie sind engagierte Bahn-Befürworter. Und das aus ganz praktischen Gründen: „Das Oberlandesgericht ist heute praktisch nur mit dem Auto zu erreichen“, kritisierte der pensionierte OLG-Präsident Walter Dury, „für die Prozessteilnehmer und Zeugen ist das eine Zumutung.“ Ein Schreiner im Ruhestand rechnet vor, dass es mit der Bahn von Zweibrücken nach Kaiserslautern gut zwei Stunden dauert: „Von dort ist man schneller in Paris als wieder daheim.“

Neu an diesem Abend ist, dass die Zweibrücker Bahnfreunde nicht mehr unter sich sind: Aus dem Saarland ist ein Abgeordneter der Piraten-Partei angereist samt wissenschaftlichem Mitarbeiter: „Auch viele Saarländer wollen die S-Bahn, wir stehen auf Ihrer Seite!“ ruft der Parlamentarier dem Publikum zu. Und auch der Saar-Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) spricht sich für energisch für die Reaktivierung der Bahn aus.

So dreht sich an diesem Abend die Stimmung im Herzogssaal über der Stadtbücherei: Auch wenn der Frust über den Stillstand des Projekts tief sitzt, kommen doch immer mehr Vorschläge, was jetzt zu tun sei: „Wir müssen den Saarländern immer wieder klar machen, dass auch sie vom Lückenschluss profitieren“, heißt es aus dem Publikum.

Zur Not müssten die Bürger beider Länder den Politikern eben Beine machen, damit die Räder zwischen Homburg und Zweibrücken wieder rollen. Dazu ermuntert der Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim die Zuhörer geradezu: „Ich kenne kein vergleichbares Bahnprojekt in Deutschland, das so sinnvoll ist und das so viele Befürworter aus dem bürgerlichen Lager hat. Nutzen Sie Ihren Einfluss, gehen Sie den Politikern auf die Nerven! Dann kommt die S-Bahn-Verbindung ganz bestimmt – wenn ich auch heute noch nicht weiß, wann genau das sein wird.“ (mibo)