12.10.2010    Die Rheinpfalz - Leserbrief

Thema: S-Bahn nach Homburg

„Elementar wichtig für unsere Region"

Unsere Leserin Elke Stemberg hat einen offenen Brief an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) geschrieben, den wir hier veröffentlichen. Auch der Brief von Norbert Speer beschäftigt sich mit dem S-Bahn- Anschluss nach Homburg:

Vor ein paar Tagen erhielten wir - adressiert an die Pendler des Hauses - den VRN-Werbebrief für das Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs beziehungsweise ein Abonnement des Rhein-Neckar-Tickets. Ich fahre zwei- bis dreimal wöchentlich von Zweibrücken nach Mannheim und würde für diese Strecke viel lieber die Bahn als das Auto benutzen. In diesem Fall würde sich das Rhein-Neckar-Ticket natürlich anbieten. In der Dreiviertelstunde, die ich mit dem Bus zum Erreichen der S-Bahn in Homburg benötige, habe ich allerdings mit dem Auto bereits die Strecke Zweibrücken-Enkenbach zurückgelegt. Ein Umsteigen auf den ÖPNV ist also für mich keine Alternative. Gerne hätte ich Ihr Angebot angenommen und wäre vielleicht auch einer der ersten 1000 Besteller gewesen, aber es ist für mich unter den gegebenen Umständen einfach nicht attraktiv genug. In absehbarer Zeit werde ich 60 Jahre alt und würde gerne - wie etwa meine Eltern im Raum Ludwigshafen/Frankenthal - die „Karte ab 60" abonnieren. Aber: siehe oben. Das Problem besteht ja auch nicht nur von West nach Ost. Am vorvergangenen Wochenende hatten wir zum Beispiel hier die sehr gelungenen Herzogstage mit großem Festumzug und einem tollen Veranstaltungsprogramm sowie der diesjährigen Landesausstellung. Vielleicht hätte auch der eine oder andere aus der Pfalz beziehungsweise dem weiteren Gültigkeitsbereich des VRN zu diesem Anlass per ÖPNV einen Besuch in Zweibrücken geplant, wenn nicht in Homburg die S-Bahn und damit die „erreichbare Welt" zu Ende wäre. Sonntags fährt der ohnehin schon unattraktive Bus nämlich nur alle zwei Stunden, so dass eine Reise von zum Beispiel Mannheim nach Zweibrücken per ÖPNV auch schon einmal vier (!) Stunden dauern kann - eine Erfahrung, die ich selber machen musste.

Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema S-Bahn-Erweiterung auseinandergesetzt und kenne die Argumente der Landesregierung (Territorialprinzip, und so weiter), möchte aber mit diesem Schreiben einmal mehr bekräftigen, welche Möglichkeiten es für die Bürger der Westpfalz nicht gibt, die in ganz Rheinland- Pfalz und über die Grenzen des Landes hinaus selbstverständlich sind. Hier muss ja auch an das Bemühen gedacht werden, die Stadt und ihr Umland nicht gänzlich ausbluten zu lassen. Unsere Tochter zum Beispiel arbeitet in Kaiserslautern, und die junge Familie würde sich mittelfristig gerne nach Wohneigentum umschauen. Das könnte sie auch gut in Zweibrücken tun - wenn es eine akzeptable Verbindung nach Kaiserslautern gäbe. In Zweibrücken gibt es leer stehende Häuser in allen Preislagen wie Sand am Meer.

Genauso ist die Lebensqualität älterer Menschen ganz wesentlich davon abhängig, ob sie die Möglichkeit haben, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Ich könnte noch ein Dutzend Beispiele bringen, warum diese S-Bahn- Verlängerung so elementar wichtig für unsere Region ist.

Gerade weil das Land Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren die Stadt Zweibrücken zum Beispiel bei Konversionsprojekten, der Fachhochschule, dem Flugplatz und so weiter sehr unterstützt hat, kann ich nicht nachvollziehen, warum eine vernünftige Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr als i-Tüpfelchen dieser Maßnahmen nicht vehementer und vielleicht auch mit flexibleren Vorgaben vorangetrieben wird. In der Zeit von Europa und Globalisierung sollte es doch möglich sein, über die Grenzen zweier Bundesländer hinweg wegen eines vergleichbar kleinen Projekts zu einer vernünftigen Regelung zu kommen. Keinem Bürger beziehungsweise Wähler lässt sich das vermitteln.

Im Interesse der Menschen unserer Region möchte ich Sie bitten, in Ihrem Bemühen um eine Reaktivierung beziehungsweise Verlängerung der S-Bahn Kaiserslautern-Homburg-Zweibrücken nicht nachzulassen. ( Elke Stemberg, Zweibrücken )